Ist der Handball–Hype schon wieder vorbei? Die weibliche E-Jugend der SGSW hat was dagegen!

27. Januar 2019 | AKTUELL, WEIBL. E

Weibliche E–Jugend SG Stutensee-Weingarten – Post Südstadt Karlsruhe 7:9 (4:7)

Handball war für einige Wochen allerorten Thema Nr. 1. An den Stammtischen. Im Netz. In den Kantinen. Die Deutsche Männer–Nationalmannschaft des DHB begeisterte die Zuschauer, und viele Fans hofften auf den großen Wurf. Der hätte auch dem Handballsport an sich, nicht zuletzt auch der Nachwuchsarbeit, weiter Aufschwung gegeben. Aber recht unromantisch rissen die  Norweger die Deutsche Nationalmannschaft aus allen WM–Träumen. Selbst die Vor-Ort-Unterstützung von E-Jugend-Trainerin Caro Wöhrl sollte nicht helfen. Und auch wenn der Kommentator sich redlich mühte: So richtig spannend war das Halbfinalspiel nicht gewesen. Zu clever, zu dominant agierten die Skandinavier an diesem Abend. 

Auch die Les Experts aus Frankreich zeigten im kleinen Finale dann wenig Feingefühl und so sollte es nicht einmal für die Bronzemedaille reichen. Die erhoffte Wiederholung des Wintermärchens trat also nicht ein. Aus der Traum. 

Ist der Hype also schon wieder vorbei? Vielleicht nicht. Nicht solange auch der Unterbau und die vielen Jugendmannschaften weiter so für ihren Sport brennen. Ein absolutes Top-Spiel im Jugendbereich erlebten jedenfalls die Zuschauer am Samstag in der Walzbachhalle in Weingarten. Die weibliche E-Jugend trat zu Hause gegen den Tabellenzweiten aus Karlsruhe an und lieferte den Favoritinnen nach einigen Startschwierigkeiten ein hochdramatisches, bis zur letzten Minute extrem spannendes Spiel.  

Zunächst allerdings verschliefen die Gastgeberinnen die ersten Minuten komplett. Offensiv unterliefen ihnen immer wieder Fehlpässe und einfachste Ballverluste. Und defensiv machten sie es den Spielerinnen aus Karlsruhe all zu leicht zum Abschluss zu kommen. Insbesondere Distanzwürfe führten bis zur 7. Minute zu einer klaren 4-Tore-Führung für die PSK-Mädels. Zu diesem Zeitpunkt hätte keiner in der Walzbachhalle auf ein spannendes Spiel gewettet.

Wie so häufig benötigte die SGSW eine Auszeit um sich neu zu sortieren. Danach lief es auch prompt besser und die Defensive stand nun felsenfest. Was noch durchkam fischte Emma Kleiber aus dem Kasten, so in der 4., 8. und 9. Spielminute. Ganze 10 Minuten sollte man kein Tor mehr fangen. Offensiv sollte es zunächst jedoch weiterhin nicht klappen. Luisa Eisenmann setzte ein paar Würfe zu hoch an.

Aber in der 10 Minute sollte es dann so weit sein,  mit dem ersten Treffer für die SGSW an diesem Nachmittag. Und der war gleich wunderbar herausgespielt. Emma Kleiber parierte einen Abschluss der Postlerinnen, die SGSW setzte zu einem Gegenangriff an, und über zahlreiche Stationen gelang der Ball zu Luisa Eisenmann, die den Ball nun mit Wucht im gegnerischen Tor versenkte. In der 14. Minute verkürzte sie weiter auf 2:4. Dann allerdings riss der Faden bei den Mädchen der SG zunächst nochmal. Nach einem vergebenen 7-Meter für die SGSW kam man etwas aus dem Tritt und die Karlsruherinnen konnten mit drei Treffern in Folge wieder auf 2:7 erhöhen. 

Aber dann kam auch schon wieder die SG. Luisa Eisenmann verkürzte mit weiteren Treffern bis zum Halbzeitpfiff auf 4:7. Auch wenn es die Zahlen nur bedingt verraten: Seit der 7. Minute waren die Mädchen der SGSW der Südstadt-Indianerinnen absolut ebenbürtig. 

In der zweiten Halbzeit blieb es spannend und intensiv. Luisa Eisenmann traf zum 5:7. Das war der dritte Treffer in Folge nach folgendem Erfolgsrezept: Johanna Schmidt, Anna Stankova, Samira Eise, Lea Von Au, Sabrinne Marina Panait, Alessia Peters oder Lucy Hoffmann erobern mit konsequenter Abwehrarbeit den Ball, spielen die Kugel zu Ida Schumm, die treibt den Ball nach vorn, passt zu Luisa Eisenmann, und die vollendet nach schönen Sprungwurf eiskalt ins Eck. 

Kein Wunder das der Trainer des PSK Erwin Gierich nun seinerseits seine Felle davon schwimmen sah und mit einer Auszeit die Notbremse zog. Das half aber zunächst wenig, und das Spiel stand weiterhin auf Messers Schneide. In der 32. Minute waren die Mädchen der SG Stutensee-Weingarten tatsächlich auf 7:8 dran – und noch über acht Minuten waren zu spielen. Das sollte doch reichen, sollte und wollte man meinen. Und die Zuschauer auf den Rängen waren nun durchaus optimistisch und feuerten die jungen Damen der SGSW weiter an.

Aber dann lief plötzlich nichts mehr. Denn eins um andere mal machte der Wöhrl-Truppe nun die Torraumlinie einen Strich (in doppeltem Wortsinn) durch die Rechnung. Mehrfach übertrat man hinten die Linie und verhinderte damit selbst schnelle Gegenzüge. Und vorne wurden in den letzten Minuten gleich 3 Treffer wegen knappen Übertritts aberkannt. Bitter für die Heimmannschaft, denn so gelang ihnen in den letzten 8 Minuten kein Treffer mehr. Als dann die SGSW alles auf eine Karte setzte, fing man sich in der 39. Minuten einen letzten und letztlich unbedeutenden Gegentreffer zum 7:9 Endstand. 

Trotzdem: Das Spiel war temporeich, heiss umkämpft und extrem spannend. Auch wenn die Nationalmannschaft der Herren das erneute Wintermärchen nicht perfekt machen konnte, die Mädchen beider Mannschaften machten an diesem Nachmittag nachdrücklich Werbung für den Handballsport und die Jugendarbeit der Vereine. Und wenn die Sportlerinnen und Sportler der Jugendmannschaften weiter so für ihren Sport brennen, dann ist der Hype doch noch nicht vorbei.

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